Schon als wir noch keine Kinder hatten, sind mein Mann und ich gerne und oft verreist. Wir haben beide ein Faible für schöne Architektur und leckeres Essen, sahen Hotels nichtsdestotrotz aber grundsätzlich eher als eine Art attraktives Basislager, von dem aus wir dann sternenförmig die nähere oder weitere Umgebung erkunden konnten, wann immer wir Lust dazu hatten. 

Inzwischen haben sich die Lebensumstände geändert – wir sind jetzt zu viert – und deshalb freuen wir uns immer besonders, wenn uns in dieser Kategorie etwas begegnet, das unserem Stil nahekommt. Denn das Auge für (oder der Anspruch an?) Herz und Design sind geblieben.  

Viel Glas, viel Holz, viel Wärme.


Immer eine gute Wahl sind für uns deswegen inzwischen Häuser, die neben diesen beiden Punkten auch eine umfassende Kinderbetreuung anbieten.

Ich meine, Hand aufs Herz: so schön es auch ist, Kinder zu haben, ja?
Aber temporär mal keine zu haben kann schon auch verdammt erholsam sein.

Allein die Aussicht darauf, die Kids mal für eins, zwei Stunden abgeben und gemeinsam bei Tageslicht quatschen zu können, ohne unterbrochen zu werden, wirkt sich immer positiv auf die Beziehung der Eltern aus.

Und wie ist es dann erst, wenn man plötzlich die Zeit dafür findet, gemeinsam und nur im Bademantel bekleidet durch einen großen, nigelnagelneuen Wellnessbereich (mit Naturbadesee!) zu huschen?

Ich sag’ Euch das: es ist super. Und es bringt mich gerade zu der Überlegung, wie viele Geschwisterkinder wohl schon in Familienhotels entstanden sind…
(Schade eigentlich, dass es darüber keine Statistik gibt.)

Zeit zu zweit. Zum Beispiel, um kitschige Fotos via Selbstauslöser zu schießen.


Der Ulrichshof gehört zu familotel. Unter dem Dach der familotels sind inzwischen sechzig komplett unterschiedliche Hotels gelistet (verteilt auf fünf Länder), die allesamt eine Kinderbetreuung (für 0-16 Jahre) von mindestens 35 Stunden die Woche garantieren und ein kindgerechtes Gastronomieangebot bieten.

Dazu kommt eine Vielzahl an altersrelevanten Aktivitäten (von Bogenschießen bis Kinderschminken und alles dazwischen), auf Familien ausgelegte Zimmer und Mitarbeiter, die spezialisiert sind auf den Umgang mit kleinen, sehr kleinen und großen Gästen. 

Man neigt dazu, das so schulterzuckend abzunicken, so von wegen: „kinderfreundlich sind sie doch alle“. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem Satz im Prospekt und der Frage, ob das vor Ort auch wirklich so gelebt wird. 

Der flinke Herr Bohnenmeier zum Beispiel ist während unseres Aufenthaltes im Ulrichshof mal richtig dolle auf die Nase gefallen. Wie das eben so ist: viel gucken, schnell laufen und ZACK! ist er einen kleinen Absatz hinuntergepurzelt.

Mein Mann lief nur wenige Schritte hinter ihm, aber trotzdem waren zwei Mitarbeiterinnen schneller als er vor Ort und brachten innerhalb weniger Augenblicke eingewickelte Kühlakkus und abschwellende Creme. Und auch Tage danach, wann immer wir sie zufällig trafen, erkundigten sie sich noch nach Bohnenmeiers Wohlbefinden.

Oder als wir abends beim Essen saßen und ich Minne wieder mal ermahnte, gerade zu sitzen und die Ellenbogen vom Tisch zu nehmen, und er daraufhin anfing, von diesem Rittermahl im Kinderclub zu schwärmen, bei dem alles das erlaubt war:

Sie durften schmatzen, sich den Mund an der Tischdecke abwischen und haben danach allesamt die Rezeption überfallen und ein paar Token fürs Autoscooter erbeutet. Während er alles das erzählte, strahlten seine Augen und seine Bäckchen waren rot und leuchtend und in der Hand hielt er seinen letzten Chip fest umklammert, als hinge sein Leben daran.

Das kann vielleicht niemand verstehen, der keine Kinder hat. Aber als Mama findet man diese echte Umsicht, diesen Einsatz und die Anteilnahme schon sagenhaft. Ich meine: Es ist einfach schön, in einer Atmosphäre zu sein, in der es diese Kinderfreundlichkeit nicht nur auf dem Papier gibt.

Egal wie lang, egal wie dunkel, egal wie steil: Es gibt keine Wasserrutsche, die vor Minne sicher ist.


Besonders im Kopf geblieben – Ihr kennt diesen Part vielleicht schon von Instagram – ist mir auch die Begegnung mit Michaela:

Während Minne mit der Kinderbetreuung auf Edelsteinsuche ging, flanierten die Bohne, mein Mann und ich übers weitläufige Ulrichshof-Gelände.

Auf der Wiese vor der Koppel machten wir Rast, und die Bohne winkte unerschrocken den Ponys zu. Aus der Ferne winkte eine gut gelaunte Frau zurück – und genauso unerschrocken wie die Bohne kam sie auf uns zu und wir mit ihr ins Gespräch. 

Nach einem kurzen Kennenlernen stieg sie mit der Bohne unterm Zaun hindurch und stellte ihm, zu meiner Überraschung, jedes Pony einzeln vor. (Es zeigte sich relativ schnell, dass Michaela so etwas ist wie eine waschechte Pferdeflüsterin.)

Und vielleicht klingt das ein bisschen esoterisch, aber: Wenn jemand seine Berufung gefunden hat und lebt, dann strahlt eben dieser Mensch eine Lebensfreude und eine Offenheit aus, die weit über die eigentliche Passion hinausgeht, und steckt damit andere an.

Und umso toller ist es, wenn sich diese Gabe nicht nur auf Kinder sondern auch auf Tiere auswirkt, seien es Ziegen, Hasen, Katzen oder Pferde. 

Genau das brachte mich schon während unseres Aufenthaltes zu der Erkenntnis:
Jede Familie kann sich dort auch auf einen Menschen freuen, der mit dem Herzen denkt. Und das sind ja bekanntlich die besten.

Michaelas Pferd: Größer und schöner als wir es je sein werden. Die Jungs schwer beeindruckt. Mein BH schimmert durch.

Spritztour mit dem roten Ferrari: Wer keine Lust zum Laufen hat, wird mit ein bisschen Glück mit dem Caddy von A nach B gebracht. An Michaela kommt auch hier niemand vorbei.


Grundsätzlich muss man in keines der Hotels von familotel irgendetwas anderes mitbringen als Windeln und der Jahreszeit angepasste Klamotten.

Alles andere – vom Fläschchenwärmer über den Hochstuhl bis zum Babyphone, das Babybett, Schwimmhilfen, Schlitten, Kinderwagen, Lätzchen, Gläschen, Milchpulver und so weiter – gibt es vor Ort und ohne zusätzliche Gebühr zur freien Verfügung. Und immer sind die Sachen von sehr guter Qualität und namhaften Herstellern. (Im Ulrichshof beispielsweise ausschließlich Breie und Pulver von Holle, das man sonst eigentlich nur in sehr gut sortierten Biomärkten bekommt.)

Der Ulrichshof hat 101 Zimmer, verteilt auf 13 Kategorien. Vor Ort ist jedem Zimmer ein eigenes Tiermotto zugeteilt, was auch den Kindern, die mit Zahlen nichts am Hut haben, bei der Orientierung hilft.

Das Gebäude besteht aus einem alten und einem neuen Zimmertrakt, und das ist vielleicht etwas, das man bei der Buchung berücksichtigen sollte: Wer es gerne rustikal, traditionell und zweckmäßig mag (wir nicht so), der entscheidet sich für diese Kategorie. Wer sich in modernem und zeitgemäßem Ambiente wohler fühlt, ist in einem der neuen Zimmer sicher wesentlich besser aufgehoben.

So oder so kann ich Euch nur ans Herz legen, vorher einen Blick auf die Website des Ulrichshof zu werfen (hier) und die unterschiedlichen Zimmerkategorien genau zu studieren beziehungsweise mit Sorgfalt Euer eigenes auszuwählen, damit es später keine Überraschung gibt.

Und wer bei der Onlinebuchung überfordert ist, dem hilft ein Griff zum Hörer: Die Damen und Herren an der Rezeption sind wirklich engagiert und treffen im Nu eine engere Vorauswahl.

Room with a view. Rechts hinter der Glaswand befindet sich das Bad, dahinter geht’s zum Kinderzimmer der Jungs. (Kategorie: „Suite Midi Deluxe“)

Das Highlight für Kinder (besonders bei Regen) heißt: Etage Z.
Dort befindet sich nämlich nicht nur besagter Autoscooter, sondern auch einfach alles, was Kinderherzen sonst so höher hüpfen lässt:
Bällebäder, Schnitzelgruben, Rutschen, Hüpfburgen, Schaukeln, Klettergerüste, alle Arten von Fahrzeugen (von funky Wishbone bis zum klassichen Dreirad), riesige Trampoline, Sandkästen, Kletterwände und ach, was weiß ich nicht noch! 

Etage Z ist zugegebenermaßen etwas in die Jahre gekommen und steht kurz vor einer Generalüberholung; man sieht, dass hier schon immer gerne Kinder gespielt haben. Allerdings fällt das hauptsächlich den Eltern ins Auge; die Kinder selbst interessiert das herzlich wenig, wenn sie neue Tagesfreundschaften knüpfen und sich bis abends um neun (ob mit Eltern oder ohne) auspowern können. (Sechseinhalb ist by the way ein großartiges Alter, um so etwas auch allein zu tun.)

Ähnlich umfangreich ist auch das weitläufige Außengelände mit Wanderwald, Tipis, Piratenschiff-Spielplatz, Staudamm-Bächen und kleinem Streichelzoo – und die Badelandschaft mit Familiensauna, Babybecken und Wasserrutsche.

Kurzum: Es gibt eigentlich nichts, das es nicht gibt, weswegen wir die komplette Anlage innerhalb unseres einwöchigen Familienurlaubs (und entgegen unseres Naturells) auch nur zwei Mal so richtig verlassen haben.

Gehört alles dazu und liegt im wahrsten Sinne des Wortes nur einen Steinwurf von unserem Schlafzimmer entfernt: Der Staudammbach im hauseigenen Wald.

 

Ein Traum. Aber irgendwas fehlt hier doch… ?

 

Ah. Jetzt weiß ich’s wieder. Danke, Minne.

 

Arschbomben sind übrigens ein sehr zuverlässiger Indikator für die Beurteilung der Poollandschaft. Minne hat das auch im Innenbereich mal kurz demonstriert.

Obwohl wir ums Ponyreiten immer einen großen Bogen gemacht haben, ließen wir auf dem Ulrichshof eine Ausnahme gelten.

Ich meine: Viel zu oft hat man schon davon gelesen, wie schlecht die Tiere in halbgaren Familienattraktionen (aka Fahrgeschäfte mit dem Touch der Natürlichkeit) gehalten werden. Die, bei denen man an den verängstigten und unglücklichen Blicken der Tiere erkennt, dass es sich einfach nur um ein perfides Geschäftsmodell handelt.

Nicht wenige verbringen ihre gesamte Lebenszeit in dunklen Ställen und werden nur dann aus ihren Boxen geholt, wenn satte Kinder oder gar viel zu große Erwachsene auf ihnen die immer gleiche Runde in der Zirkusmanege oder auf dem abgesteckten Jahrmarktgelände entlang trotten sollen.

Die Art und Weise, wie man aber dort mit den Tieren umgeht, ließ uns umdenken.

Wir hatten dazu eine ziemlich aufschlussreiche Unterhaltung mit Michaela, die glaubhaft die eigentliche Selbstverständlichkeit vorlebte, Tieren den gleichen Respekt entgegenzubringen wie Menschen. Dass es sich nicht immer um eine ungleiche Beziehung handeln muss, sondern durchaus auch eine echte Freundschaft zwischen Tier und Mensch bestehen kann. 

Und so haben die beiden Jungs einen Nachmittag lang den Wald auf dem Sattel zweier Ponys erkundet, die zwischendrin immer wieder Gefallen fanden an den umliegenden Büschen, Gräsern und Bäumen. 

Neuland für Minne: Auf dem Rücken eines Pferdes die Welt von oben sehen.

 

Auch die Bohne schritt mutig voran. Wenngleich bei ihr alles etwas kleiner ausfiel: der Helm, das Pony und sie selbst.


Und jetzt muss ich schon wieder loslachen, denn ich habe dazu dieses Bild in meinem Kopf, als mein Mann – im Auftreten so selbstsicher wie alle Väter – versuchte, ein kleines Pony zu führen und unter tosendem Gelächter der anderen immer wieder von ihm aufs Feld gedrängt wurde. 

Er räumte dazu später ein, dass er die Kraft eines Ponys wohl doch etwas unterschätzt habe. Er dachte, es sei ähnlich, wie mit einem großen Hund spazieren zu gehen. Und wenn man sowas noch nie zuvor gemacht hat – wer will es einem verübeln?

Aber: Es war ein Bild für die Götter!

Also, jedenfalls: die Pferde und Ponys dort sind alles andere als gefährlich – aber sie haben eben ihren eigenen Willen, und der wird respektiert. Auch das einer der Punkte, den ich wie gehabt großartig finde.

 

Am Ende dieser Wanderung durch den Wald stand ein Ponypicknick auf dem Plan. Es gab belegte Brote und frische Biosäfte und Äpfel und die Sonne schien und die Hunde und Katzen turnten um uns herum und es war in jeder Hinsicht eine Erinnerung, von der ich glaube, dass wir sie alle mit nach Hause genommen und für lange Zeit gespeichert haben.

Und, ja, wir haben auch Fotos geschossen von Willi, seines Zeichens frühgeborenes Pony, unfassbar weich, unfassbar niedlich und damit der ungekrönte König der Kinder:

Die Größe passt: Minipferdchen Willi und der mutige Herr Bohnenmeier.


Beim Spaziergang auf dem Gelände kamen wir zwei Tage später auch einem großen, roten Traktor vorbei, der der ganzen Kulisse den letzten Rest Bilderbuch verpasste. Minne und Bohne schlawenzelten verlegen drumherum.

Und auch hier war Michaela nicht weit: „Wollt Ihr mal fahren?“, ertönte ihre fröhliche Stimme von hinten, und Minne nickte so übereifrig, dass die Bohne es ihm gleich tat. 

Funkeln in den Augen der Jungs, Gelächter bei uns.

Zwei Minuten später saßen die Jungs auf. 

Und dann ging es querfeldein über Acker und Wiesen und vorbei an riesigen Blumenfeldern. Und da erlag Minne seiner Euphorie vollends: „Mama, das ist SO cool hier, oder?!“

childhood lives here.

 

and here.

 

and here, too.

Die Tage darauf verbrachten wir beim Ponyputzen, in der Reithalle und bei einem Ausflug zum Waldwipfelweg in 30 Metern Höhe. Dort kann man quasi über den Baumkronen spazieren gehen, es gibt einen „Naturerlebnispfad“ durch den Wald und ein Haus, das auf dem Kopf steht.

Abends, wenn die Kids im Bett waren, schlichen sich mein Mann und ich heimlich davon. Mal in den Saunabereich, mal ins Untergeschoss zur Westernbar. (Dort saß ich übrigens auch zum ersten Mal in meinem Leben auf einem dieser lustigen Rodeo-Simulatoren.)

Wir spielten Dart und Billard und es war klasse, weil es uns irgendwie zurückversetzte in diese magische Zeit, als wir noch keine Kinder hatten. Erwachsene unter sich, wisst Ihr, aber eben ohne schlechtes Gewissen.


Ein Hoch auf den Erfinder der familotels – und ein Hoch auf die Babyphonemonitore, die im Ulrichshof an jeder Ecke des Hauses hängen.

Gut möglich, dass auf dem Spielplatz auch mal eine Ziege zu Besuch kommt.

 

An einem dieser Abende kam mein Mann ins Gespräch mit einem anderen Mann, der mir aufgrund seiner optischen Erscheinung – stämmig, bärtig, tätowiert – schon Tage zuvor aufgefallen war. 

Ich konnte ihn nicht so recht zuordnen, war mir aber sicher, dass es sich bei ihm nicht um einen Gast handeln würde.

Alex – seines Zeichens Food & Beverage Manager im Ulrichshof – ist ein echter Gin-Philosoph und Nachhaltigkeitsheld

Er kennt jeden Zulieferer aus dem nahen Umfeld persönlich und fährt diese in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit Michaela besuchen. Er ist es auch, der für Küche und Verpflegung zuständig ist und seinen Fokus auf Nachhaltigkeit und Veggie-Selbstverständlichkeit legt. 

(Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass im Ulrichshof auch alle Fleischesser auf ihre Kosten kommen.)

Das Speisenangebot im Ulrichshof wirkt auf den ersten Blick kleiner als in anderen Hotels, aber es ist immer abwechslungsreich und wirklich fast ausschließlich regional. Die Kartoffeln, erzählte Alex, kaufen sie beim 11 Kilometer entfernten Bauernhof ein, gleiches gilt für Käse und Aufschnitt. Einmal die Woche kommt zusätzlich das Gemüseauto, und der Küchenchef persönlich wählt die besten Stücke für die Gäste aus.
Und sie kalkulieren eben so, dass so wenig wie möglich weggeschmissen werden muss. 

Mit diesem (Ge)wissen genossen wir das Mittagessen am nächsten Tag noch mal mehr. 

Es ist vermutlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass die schönsten Urlaube immer am schnellsten vorbei gehen.

Aber unsere Zeit auf dem Ulrichshof, eingebettet im schönsten Bayrischen Wald, wirkt noch immer nach.

„Findest Du nicht, das sieht irgendwie gestellt aus?“ – „Ja.“ – „Ok. Egal.“

 

Ich könnte noch ewig weiterschreiben. Ich habe unzählige Anekdoten im Kopf, tolle Momente, und noch immer wird mir warm ums Herz, wenn ich zurückdenke an unsere Ferien auf dem Ulrichshof.

Aber mein Mann hat mir gerade auf die Schulter getippt und vorgeschlagen, irgendwann einfach noch mal hinzufahren.

Das ist ein guter Plan. Und so werden wir‘s einfach machen.

Auf ein Wiedersehen, lieber Ulrichshof!