Wann immer ich bei Instagram Postings lese, die mit „Die liebe @ljshaclakck hat mich gefragt, was ich heute so mache“ beginnen, dann fühle ich mich in die Zeit im Mini-Club zurückversetzt:

damals war Minne so etwa ein Jahr alt. Und jeden Mittwoch um 10 Uhr kamen in illustrer Mami-Runde die gleichen Fragen auf:
Wie oft das Kind Stuhlgang hat, wie viele Zähne bereits durchgebrochen sind, welche Konfektionsgröße noch passt und all dieses.

Aber immer, wenn man ernsthaft darauf antworten wollte – erfreut darüber, dass sich mal jemand erkundigt – wurde man nach dem ersten Halbsatz unterbrochen und die betreffende, interesseheuchelnde Muddi begann ihr eigenes Leid zu beklagen: …

 

„Marie-Sophie isst diese Kekse von Alete überhaupt nicht gern. Aber die von Bebivita, weißt Du, die isst sie total gern. Mit ihren 6 Zähnen hat sie letztens…“

 

– Und schon wird sie wieder von der nächsten Mutter überrollt, der just in diesem Moment einfällt, dass „Julian letzte Woche Montag, nein, Dienstag… Wartet mal. War es wirklich am Dienstag? … (zwanzig Sekunden später) … Na, ist ja auch egal, aber: irgend etwas ausgekotzt hat, das so aussah wie Babykekse, aber vermutlich war es nur das Cous-Cous von vor zwei Tagen. … Also, ja: dann muss es Dienstag gewesen sein, denn Cous-Cous hatte ich am Sonntag gemacht, als wir Besuch hatten von Tante Siglinde.“

– „Ach, wie lustig!“, ruft da eine andere Mami von hinten rechts, „die Tante meines Mannes heißt auch Siglinde!“

 

Und seltsamerweise ist mir keine einzige Situation im Kopf geblieben, in der sich irgendwann einmal auch nur eine einzige Mutter für die zweite Hälfte der Antwort der befragten ersten Mutter interessiert hätte.

Wisst Ihr, worauf ich hinaus will?

Nach meiner Auffassung interessiert sich eigentlich kaum eine Mutter wirklich für die Erlebnisse einer anderen Mutter – es sei denn, es handelt sich dabei um eine langjährige Freundin, deren Baby man zufälligerweise auch noch mag. Aber von denen kenne ich maximal eine Handvoll.

Und die meisten von ihnen sind einfach nur froh, wenn sie jemanden haben, der ihnen selbst Gehör schenkt.

Ich meine, Frauenfreundschaften können etwas Wunderbares sein. Aber alles in allem fand ich es während der Elternzeit wahnsinnig schwierig, echte Freundschaften zu anderen Mamas aufzubauen.

Nicht, dass ich etwas gegen Frauen oder Mütter hätte oder mit oberflächlichem Smalltalk nicht kompatibel wäre.

Aber ich meine: so wirkliche Frauen-Freundschaften unter Neumüttern, die sind rar gesät.

Welche, die nicht nur existieren, weil man zwei Jahre zuvor zufälligerweise etwa zur gleichen Zeit Sex hatte und deswegen notgedrungen nun im gleichen Boot sitzt.

Keine, die nur deswegen aufrecht erhalten werden, damit man unter der Woche nicht alleine auf dem Spielplatz rumhängen oder den Kinderwagen bei Gegenwind durch verlassene Feldwege schieben muss. Weil der Mann nicht da ist und die Nachbarn alle arbeiten sind.

Ich glaube also, es kann nicht schaden, darauf zu achten, wer aufrichtig an Deinen Lippen klebt, während Du mit Euphorie im Blick von Constantins Stuhlkonsistenz zu berichten weißt.

Und wer sich dann auch noch nach der Farbe erkundigt, der hat echtes Potential, mehr zu werden als nur eine Zweckgemeinschaft.
Wie gesagt: sie sind rar gesät. Aber es gibt sie.

Und sie sind etwas Wunderbares – insbesondere, wenn Du gerne bei Gegenwind auf Feldwegen spazieren gehst.