So, das war es nun also. Drei wundervolle Wochen Familienurlaub sind vorbei. Und zwischen dem Ausladen des Autos, dem Waschen der Wäsche und dem Baden der Kinder denke ich zurück: nein, sie hätten besser eigentlich nicht verlaufen können. Nur etwas kurz waren sie vielleicht.

Es war eine lustige, streckenweise anstrengende, alles in allem aber unvergessliche Zeit, die wir gemeinsam erlebt haben. Ich meine: man muss nicht unbedingt nach New York fliegen oder nach Shanghai, um Erinnerungen fürs Leben zu schaffen, richtig?
Wobei es dort auch toll ist, so ist das nicht.

Die ersten sieben Tage unseres Trips verbrachten wir wie jedes Jahr in unserem kleinen Ferienhäuschen im Salzburger Land. Aber gleich vorweg: obwohl der Standort wirklich kein besserer sein könnte, klingt „Ferienhaus im Salzburger Land“ trotzdem immer weit protziger als es eigentlich ist: im Grunde genommen handelt es sich um ein schlicht eingerichtetes, kleines Gebäude mit Anbau, Dachboden und Deckel obendrauf. Es gibt weder eine Kieseinfahrt, noch ein elektrisches Tor oder sonst irgendetwas Luxuriöses, das man der Bezeichnung vielleicht andichten wollen würde.

In fact gibt es noch nicht einmal eine Waschmaschine, und für eine warme Dusche muss man sich beeilen, denn sonst ist der Kessel leer. Küche und auch Kühlschrank sind klein, der Fernseher (so er denn überhaupt angemacht wird) ebenfalls. Es gibt nur wenig Spielzeug, ein mini-mini-kleines Kinderzimmer mit Schreibtisch und eine große Wiese nach hinten raus.
Die größte Annehmlichkeit ist wohl das Elternbett aus reiner Zirbe, viel mehr Prunk erspäht man kaum. Wenn man irgendwo zu sich kommen kann, dann dort. Und wir lieben es.
Seitdem Minne auf der Welt ist, verbringen wir da Silvester, und wenn es die Zeit zulässt, dann immer auch ein paar Wochen im Sommer, direkt am See. Dieses Mal sind wir von dort aus weitergereist ins Pillerseetal, denn der Tourismusverband lud uns dazu ein, eben jenes auf seine Familien- und Gastfreundlichkeit zu testen.

Natürlich bekamen wir zuvor den Namen der Unterkunft sowie ein zusammengestelltes Rahmenprogramm zugesendet, aber so wirklich wussten wir nicht, was uns dort erwartet. Ich wollte mich überraschen lassen und habe es deswegen auch nicht gegoogelt, mal ganz abgesehen davon, dass es in unserem Ferienhäuschen auch kein WLAN gibt. Die Fahrt in die „Alpegg Chalets“ (so also der Name unserer Schlafstätte) gestaltete sich aufgrund ihrer Kürze fast schon entspannt: als wir ankamen, war niemand von uns übermüdet oder unterzuckert. Stattdessen schien die Sonne, wir waren gesund und bester Laune und zumindest Minne, mein Mann und ich auch voller Vorfreude auf das, was uns dort erwarten würde. Vielleicht habt Ihr das ein oder andere Foto unserer Reise ja schon auf Instagram gesehen.

Oben rechts schlafen die Kinder, untendrunter steht ein verliebtes Pärchen und macht kitschige Fotos mit Selbstauslöser.

Die Chalets selbst – drei an der Zahl – wurden erst im letzten Winter eröffnet und befinden sich in dementsprechend brandneuem, mit viel Herz, aber wenig Kitsch eingerichteten Zustand. Holz und Holz und noch mal Holz dominieren den großen Wohn- und Essbereich, das Eltern- und Kinderzimmer, den Flur, die Treppe nach oben, die Terrassen und sogar das WC, das als Plumpsklo getarnt ist (und Minne damit ein großes Jauchzen und mir ein breites Grinsen abrang).

Jedes der drei Häuschen hat einen eigenen Saunacube, den wir in dieser Zeit genutzt haben, wann immer wir zuhause waren. Der Vorteil liegt auf der Hand: eine eigene Sauna kennt keine Sperrstunde, und so sind wir selbst des Nachts noch in Handtücher gewickelt nach draußen geschlichen und haben den Regler von 60 auf 80, auf 90 Grad hochgedreht und unseren Blick in Richtung sternenklaren Himmel gewandt. Gleich hinter allen drei Häusern befindet sich ein kleines, frisch angelegtes Biotop, das offiziell zwar nicht zum Baden freigegeben ist, aber von einem bilderbuchmäßigen Steg geziert wird, der geradewegs dazu einlädt, doch mal fix reinzuhüpfen und sich b-b-b-b-b-b-bibbereise abzukühlen. Und innen wartet eine schöne, große Küche darauf, benutzt zu werden.

„Tümpel“, „Tempel“, „Timpel“: Minne hatte viele Bezeichnungen für das Biotop.

Morgens liegen frische Brötchen und Croissants vom Dorfbäcker vor der Tür, und wenn man Glück hat, dann auch ein paar Oberbioeier der Hennen Emma, Fanny und Gitti.
Ansonsten ist in den Chalets Selbstverpflegung angesagt. Ein Hofer (das österreichische Pendant zu Aldi) und ein Spar sind nur wenige Autominuten entfernt, ein wirklich leckeres Restaurant (wenn Ihr da seid, probiert unbedingt den Veggieburger!) fußläufig. Die Alpegg Chalets haben alle keine Badewanne, verfügen dafür aber über sehr großzügig geschnittene, ebenerdige Duschen, in die man bequem auch zu viert steigen kann.

Von wegen „hinter den sieben Bergen“: den besten Veggieburger bekommt Ihr im Restaurant direkt unter den Chalets.

Die angegebenen Preise verstehen sich übrigens pro Nacht, nicht pro Person. Für zwei Leute kostet der Aufenthalt also genau so viel wie für vier. (Oder vier plus Baby.)
Ab sechsen kostet es dann einen Ticken mehr; aber alles in allem muss man sich – auch als Nichtblogger – nicht geneppt fühlen. Tatsächlich ist mir sogar kein Ort in dieser Lage und mit dieser Ausstattung bekannt, an dem man dafür weniger bezahlt. Und es handelt sich bei den Gastgebern nicht um eine große Hotelkette, der man die Kohle sang- und klanglos in den Rachen wirft, sondern um ein frisch angetrautes, junges Ehepaar, das sich in jedem Winkel stilsicher und liebevoll selbst verwirklicht hat.

Mit beiden – Ronny und Conny – haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und saßen an unserem letzten Abend noch lange bei knisternder Feuerschale, Stockbrot und Musik zusammen. Jeder von ihnen erinnert mich irgendwie an ein Stück Würfelzucker, wenn sie lachen, und ich ziehe meinen imaginären Hut davor, wie sie alles das binnen so kurzer Zeit vom Denken, zum Planen, zum Bauen gebracht haben, noch während alle beide einem „anständigen Job“ nachgingen (und auch weiterhin nachgehen) und den Sohn für die Schule fertig machten.
Das Rahmenprogramm, das sich der Tourismusverband für uns überlegte, war großartig und im Grunde genau das, was wir brauchten. Sowohl mein Mann als auch neigen nämlich dazu, im Urlaub in den Tag hinein zu leben und meist erst dann den Hintern hochzubekommen, wenn Gondeln, Fähren oder Museen schon längst wieder kurz vor Ladenschluss stehen.

So aber sind wir gleich am Ankunftstag noch mit der hinter dem Haus befindlichen „Unterwassergondel“ rauf auf die Steinplatte Waidring geschwebt und haben dort – neben der wirklich beeindruckenden Aussicht – auch diverse Kaltgetränke bei strahlendem Sonnenschein und Zuckerwattewolken genossen.

Da unten links, zwei Meter geradeaus, am dritten Baum rechts vorbei – genau da gibts Pommes.

Minne war ganz euphorisiert von der (kostenlosen) Dinoausstellung und den unzähligen, liebevoll gestalteten Wasserspielplätzen. Aber als wir dann heimlich am Nachbartisch mithörten, dass man sich für zwei Euro Hammer, Schutzbrille und Meißel ausleihen kann, um selbst nach Fossilien zu suchen, war’s um ihn völlig geschehen.

Keep the kids busy.

Die Steinplatte Waidring belegt für mich in Sachen Ausflugsziel mit Kindern (gerade, wenn man temporär in den Alpegg Chalets wohnt) tatsächlich den ersten Platz. Das Hoch- und Runterfahren mit der Gondel ist zwar nicht unbedingt günstig (staffelt sich nach Alter, Uhrzeit und Saison), aber zum einen ist der Weg dorthin nicht weit und zum anderen: wenn man erst einmal oben ist, stehen einem alle Spielplätze, Wasserspielplätze und Ausstellungen kostenlos zur Verfügung. So kann man sich das wunderbar schönreden. Solltet ihr also in die Verlegenheit kommen, auch mal hinzufahren: plant mindestens einen guten halben Tag dafür ein – denn so schnell bekommt man die Kinder da oben nicht wieder runter.

Tags drauf sind wir am Morgen wieder in eine Gondel gestiegen, in eine feuerrote diesmal (doch, für meinen Sohn spielte das sehr wohl eine Rolle), und haben uns straight zum Jakobskreuz begeben, das 2014 neu erbaut wurde. Selbst Minne, der sich von solchen architektonischen Meisterleistungen bisweilen nur mittelmäßig beeindruckt zeigte, fand Gefallen daran. Drum herum verlaufen außerdem diverse buggy- und kinderwagenkompatible Wege, und alle paar Meter taucht ein schöner Spielplatz zur Belohnung auf. Die Aussicht ist wie an so vielen Orten im Pillerseetal überwältigend. Wunderbar, um ein bisschen zu entstressen – trotz Kindern.

Architektonischer Wahnsinn in luftiger, also: sehr luftiger Höhe.

Schöner könnte mans nicht photoshoppen.

Gleich danach machten wir uns erneut auf: diesmal stand der „Erlebnispark Familienland“ auf der Liste, und vor allem Minne konnte sich kaum bremsen vor lauter Vorfreude.

Allerdings folgte die Ernüchterung auf den Fuß: das Freizeitland – eingebettet in schönstem Bergpanorama – war an diesem Tag stark frequentiert und die Sonne brezelte nur so vom Himmel herab. Für die Highlights – eine Wasser- und eine Achterbahn – musste man deswegen entsprechend lange anstehen, für das Mittagessen oder einen Sitzplatz ebenso.

Umso schöner dann aber der weitere Tagesverlauf: zurück in die Alpegg Chalets, Bohne ins Bett, Minne ins Biotop, mein Mann und ich in die Sauna. Danach allesamt frisch geduscht und gut erholt das nächstgelegene Restaurant angesteuert und dann auf Sitzsäcken lümmelnd und bei leiser Musik aus den Neunzigern den Sonnenuntergang genossen. Am dritten Tag stand „Timoks Alm“ in Fieberbrunn auf der Agenda. „Timoks Alm? Was soll denn das sein?“, fragte Minne beim Frühstück zögerlich. „Keine Ahnung“, hab ich geantwortet, „hier steht nur was von „Coaster“.“

Timoks Alm war wirklich der Hammer und jeden Euro wert!

Erst mit dem Auto hin, dann mit der Gondel rauf – und dann standen wir da, quasi im Paradies auf Bergen: an die Aussicht werde ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen, jedes Mal aufs Neue ist sie wirklich, wirklich atemberaubend. Minne hatte dafür allerdings keinen Blick: er interessierte sich für den (weltgrößten) Niederseilgarten, den Abenteuerpfad mit Wasserkanone, die Riesenschaukel, das Wildtiergehege – und natürlich für den „Coaster“, der sich letztlich als sowas wie eine Sommerrodelbahn entpuppte. Nur viel, viel länger, viel, viel schneller und fest auf Schienen verankert, sodass man nicht rausfallen konnte.
„Kann man jetzt einfach laufen lassen?“, hat Minne dann profimäßig den Herrn gefragt, der das Fahrgeschäft beaufsichtigte. „Einfach laufen lassen“, hat dieser routiniert geantwortet – und dann sind wir im Sausebraus runtergeheizt. Einmal, zweimal, dreimal, viermal. Es war großartig!

Tja, und damit ging unsere Zeit im Pillerseetal auch fast schon wieder dem Ende entgegen.
Die Erinnerungen haben wir eingepackt, ein bisschen frischgewaschene Wäsche auch, außerdem selbstgemachte Marmelade von Conny und Zirbenholzspähne für Nebensbett.
To put it all in a nutshell: solltet Ihr ein Ausflugsziel für Euch als (arbeitsgestresstes) Paar oder aber im Familienverbund suchen: die Alpeggchalets respektive das Pillerseetal ist mit all seinen Attraktionen und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wirklich eine Reise wert.

Bester Banknachbar: riecht gut, lacht viel, sieht süß aus.

Die Wanderwege sind schier endlos und so manch ein Frischluftmuffel mutierte hier schon zum Dauerläufer. Die Aussicht ist – wenn man sich mal darauf einlässt und das Handy beiseite legt – ein absoluter Wahnsinn und lässt alle sonstigen Problemchen klein und unbedeutend wirken. Kinder liegen abends zudem grundsätzlich erschlagen, aber mit roten Frischluftbäckchen in den Betten, und für gewöhnlich hat man trotz fehlender Kinderbetreuung ab 19 Uhr frei und kann getrost in die Sauna dümpeln.

Herzlichen Dank, liebes Pillerseetal, herzlichen Dank, liebe Alpegg Chalets!

Pfiat Euch, bis zum nächsten Mal!