Die Firma SEED/Britax Römer fragte, ob sie uns zu Testzwecken einen ihrer Verkaufsschlager zusenden dürfte: Das Modell Papilio nämlich, ein in dänischem Design puristisch gestalteter Kombikinderwagen, der vor allem durch sein ultraflaches Klappmaß auffällt. Und der trotz leichter bei der Herstellung eingesetzter Materialien – hauptsächlich Aluminium und Magnesium – absolut obermegarobust sein soll.

(SPOILER: Während dieses Beitrages könnt Ihr mindestens eine Italienische Bolognese köcheln lassen, so ausschweifend wird es wahrscheinlich werden.)

Ich denke, ich bin bei derartigen Anfragen mittlerweile etwas zurückhaltender als noch vor einigen Monaten, denn inzwischen meine ich, mir schon allein aufgrund von Konstruktionsabbildungen auf Websites einen ganz guten Überblick darüber verschaffen zu können, ob der Wagen für uns per se etwas taugt oder nicht.

In Abhängigkeit zu unserem persönlichen Einsatzgebiet scannt dann mein Hirn beim ersten visuellen Aufeinandertreffen mit dem potenziellen Lebensabschnittsgefährten auf der Homepage daher schnell folgende, weil für mich wichtige Punkte ab:

– Sowieso und überhaupt: Wie sieht er aus? Gefällt er mir auf Anhieb? Passt er zu uns?
Alles frei nach dem Motto: „Ein bisschen Design darf sein“ – aber britische Monsterlimousinen beispielsweise sind in Kate und Williams Privatpark sicher besser aufgehoben als bei uns daheim.

– Dann: Ist das Sonnenverdeck groß genug? Und ist eine ausreichende Belüftung möglich?
Es stimmt: Bei Minne hielt ich das seinerzeit für Spielerei, aber spätestens seit dem letzten heißen Urlaub auf Mallorca mit der Bohne weiß ich, dass ich auf beides wirklich nicht mehr verzichten mag.

– Ist der Sitz im Format variabel? Oder gibt es zumindest eine Fußrast?
Denn kaum etwas ist für mich schlimmer zu ertragen als zu kleine Kinder in zu großen Kutschen – oder zu große Kinder in zu kleinen. Und unentwegt in der Luft baumelnde oder überlappende Beinchen erwecken bei mir irgendwie immer ein gewisses Mitleid. Ich weiß auch nicht.

– Ist ein Spielbügel vorhanden?
Weil: So ein Teil präsentiert das Produkt ja nicht nur optisch vollkommener, sondern ist auch enorm praktisch, um daran Dinge zur Belustigung festzumachen. Zusätzlich spart man dadurch ein bisschen Zeit, falls man ältere Kinder nicht immer mit dem vollständigen 5-Punkt-Gurt anschnallen mag.

– Gibt es einen Einkaufskorb? Und wenn ja: Ist der ausreichend groß?
(Außerdem: Kann man etwas an den Schiebebügel hängen, ohne dass sich jener verbiegt oder der Wagen in meine Richtung umkippt?)
Das mag für den ein oder anderen unerheblich sein, ist in unserem Falle aber tatsächlich essenziell, weil ich das Auto ganz gerne mal stehen lasse und tägliche Besorgungen und selbst mittelgroße Einkäufe nur allzu gerne mit dem Kinderwagen transportiere. Dass sich deswegen schon mal ein Griff dauerhaft verbog und ein beladener Kinderwagen samt Bohne inside in meine Richtung umfiel, habe ich beides schon erlebt, weswegen ich darauf ein besonderes Augenmerk lege.

– Sind die Räder groß genug, um damit auch auf unebenem Gelände und matschigen Wegen voranzukommen?
Luftgefüllte Räder fallen für mich generell raus, allein der Gefahr durch herumliegende Scherben wegen. Und Räder aus Hartplastik genauso, weil die nämlich ziemlich oft laut und in den allermeisten Fällen auch ganz schön hässlich sind.

Was ich ferndiagnostisch allerdings nicht beurteilen kann ist das Fahrgefühl:
Wie geschmeidig gleiten die Räder über den Asphalt? Drehen sie sich um die eigene Achse? Hängt mal das eine, mal das andere Rad in der Luft?
Außerdem: Wie stellt sich die Federung auf Schotter- oder Kieswegen an? Und wie wendig ist der Kinderwagen in engen Supermarktgängen?

Für mich außerdem von besonderem Interesse: Wie gut kann man Einkaufsnetz oder –tasche erreichen? Passt der Schiebegriff zu meiner Körpergröße? Wie schaut es mit der Verarbeitung aus? Wie fühlen sich die Textilien an? Wonach riechen sie?
Und last but not least natürlich: Fühlt sich mein Kind darin wohl?

Kurzum: Stellt die Anschaffung im Alltag tatsächlich eine Bereicherung dar – oder nicht?

Zwei meiner Freundinnen schieben seit einigen Jahren schon einen Papilio vor sich her.
Leider konnte mir keine von beiden eine sichere Antwort auf die Frage nach der Zufriedenheit geben: Es hängt wie bei nahezu allen Gebrauchsgegenständen halt sehr viel vom Einsatzgebiet und den eigenen Ansprüchen ab.

Und so sieht er aus: Kupferfarbenes Gestell, die Textilien in edlem Schwarz. Für den Schuss Punk haben wir uns für einen Sternchen-Fußsack dazu entschieden.

Lobend hervorzuheben ist beim Papilio in jedem Falle die Verarbeitung der Textilien, die sich selbst bei skeptischer Betrachtung als wirklich hochwertig und piekfein herausstellt: Jede Naht sitzt, kein Faden steht ab, der Stoff des Daches und auch der des Sitzes ist fest und wirkt langlebig. (Wie UV-stabil das Schwarz unserer Variante ist, das wird sich allerdings erst im Laufe der nächsten Monate zeigen.)

Auch die vergleichsweise breite Auswahl an Gestellfarben lassen mein Konsumentenherz höher hüpfen: Auf den extravaganten Kupferton (das sage ich nur, weil SEED/Britax Römer es so nennt – für mich wäre es eher Gold) hatte mich meine Mama schon vor einiger Zeit aufmerksam gemacht, als sie genau dieses Gefährt auf der Straße sah. Sie und selbstverständlich mein Papa sind es übrigens auch, die den Kinderwagen nach unserem Test für Bohnenbesuche behalten werden. (Bis dato war dort der inzwischen sechs Jahre alte und oft gefahrenen Buggy von Minne in Gebrauch.)

Der Papilio von SEED/Britax Römer lässt sich auf gut gepflasterten und damit ebenen Wegen unglaublich leicht und nahezu lautlos schieben. Beim Bugsieren über (lieblos abgesenkte) Bordsteinkanten oder kleineren Hindernissen rächt sich allerdings die nur mäßig ausgeprägte Federung: Manchmal hat man das Gefühl, als wäre überhaupt keine vorhanden, denn Hindernisse wie (kleinere) Baumwurzeln, herausstehende Pflastersteinkanten und auch zu gering abgesenkte Trottoirs bedeuten mitunter schon eine deutlich merkbare Schüttelpartie für den Insassen. Klar: Kinder mit einem Jahr und älter stecken das problemlos weg. Wie es aber einem Baby in der Wanne erginge… Hm. Schwer zu sagen. Wahrscheinlich besser drumherum lenken.

Absolut durchdacht ist da hingegen das Sonnenverdeck: Es ist angemessen groß und lässt sich vergleichsweise weit nach vorn ziehen. Kleiner Abzug in der B-Note: Befindet sich der Sportaufsatz in Liegeposition, knallt dem Kind – wie leider auch bei den meisten anderen Wagen – bei ungünstigem Sonnenstand die volle Breitseite ins Gesicht. Milderndes Zubehör vom Hersteller gibt es dazu leider nicht zu kaufen, man muss sich im Zweifel also mit Wäscheklammer und Mulltuch selbst behelfen. Hier weicht der Design-Aspekt zumindest in Teilen den Herausforderungen des echten Lebens.

Die Möglichkeit der Belüftung, in diesem Falle einer Art Mesheinsatz im Dach, ist jedoch Gold wert und wie schon oben angedeutet unerlässlich für heiße Sommertage. Gerade da kommen Kleinkinder in ihren Kokons nämlich besonders schnell ins Schwitzen – und so kann zumindest in Kopfnähe noch ein kleines Lüftchen zirkulieren, ohne dass dabei der gesamte Sonnenschutzaspekt flöten geht.

Breites Verdeck, Ein-Hand-Bedienung, Mesheinsatz für ausreichende Belüftung: beim Dachdesign wurde in allen Punkten mitgedacht.

Der Sitz ist (und da hat der Hersteller auf seiner Website nicht zu viel versprochen) wirklich aufwendig und ergonomisch genäht. Das ist einen Beifall wert!
Laut SEED/Britax Römer passt er sich an die Wirbelsäule der Bohne an und sorgt so für eine perfekte, rückenschonende Haltung. Wirklich großartig finde ich außerdem die Ein-Hand-Einstellung, mit der sich die Sitzeinheit in insgesamt vier verschiedene Positionen bringen lässt. Das wird sicher schon bald die Konkurrenz inspirieren.

Den Sitz des Papilio gibt es zudem in zwei Ausführungen, sowohl mit als auch ohne Fußstütze.

Solltet Ihr damit liebäugeln, Euch ebenfalls dieses Gefährt ins Haus zu holen, greift in jedem Falle zu der Variante mit Fußrast, auch wenn die ein paar Euro mehr kostet: Gleichwohl die Fußstütze relativ schmal und leider auch nicht höhenverstellbar ist, so erscheint sie mir dennoch als sehr zweckmäßig. Bei Nichtbedarf oder Nichtgefallen lässt sie sich zudem binnen Sekunden mittels Reißverschluss im Sitz selbst versenken.
Zack! Und niemand hat’s gesehen!

Sie werden viel zu schnell groß: Die Fußstütze im Sportsitz hat die perfekte Höhe für alle Kinder ab etwa anderthalb Jahren.

Absolut außer Konkurrenz ist das Einkaufsnetz, das leider nicht zur Standardausführung gehört und für knapp fünfzig Euro dazugekauft werden muss: Mir ist kein Kinderwagenmodell bekannt, das einen größeren Einkaufskorb böte als der Papilio. (Und selbst wenn es eines gäbe, dann könnte es stilistisch nicht ansatzweise gegen dieses hier anstinken.)

So viel gibt der Rewe gar nicht her: Das Anbringen des riesig großen Einkaufsnetzes ist ein Kinderspiel und unabhängig von der Position des Sitzes (in oder entgegen der Fahrtrichtung montiert) zu jeder Zeit leicht zugänglich.

Minimanko: Will man das Netz abnehmen, um die Einkäufe beispielsweise in die Wohnung zu tragen, muss man die gesamte Sitzeinheit vom Gestell lösen, denn genau daran ist das Einkaufsnetz befestigt. Das Lösen des Sitzes stellt an sich kein Problem dar und funktioniert ähnlich einfach wie das Verstellen der verschiedenen Sitz- und Liegepositionen. Weil aber Sitz samt Insasse nicht selbstständig stehen können, drängt sich die Frage auf: Wohin mit dem Kind in dieser Zeit?
Kurzum: Das Einkaufsnetz ist enorm hilfreich für unterwegs, die Art der Befestigung aber noch nicht optimal gelöst.

Einkäufe, Handtasche, Sandspielzeug und dergleichen mehr kann man allerdings auch problemlos ohne Einkaufsnetz von A nach B befördern: Die Ablagefläche, also das gespannte Netz unter dem Wagen, würde vermutlich sogar mich aushalten und entgegen meiner Erwartung, dort Abgestelltes würde spätestens beim Losschieben umkippen, muss ich sagen: Das passiert nicht.

Funktioniert auch ohne Einkaufsnetz einwandfrei: Die Handtasche auf der Ablage bewegt sich beim Schieben keinen Millimeter zur Seite.

Die Benutzung eines Einkaufsnetzes ist nach meinem Erachten aber allein schon deswegen von Vorteil, weil man darin genau die Dinge verstauen kann, die man ohnehin immer dabeihaben sollte: Das Regenverdeck zum Beispiel.

Als alternativer Aufbewahrungsort für eben dieses bliebe nämlich maximal noch die optional erhältliche Wickeltasche übrig; farblich jedoch nicht optimal abgestimmt, da deren silberfarbenen Schnallen nicht unbedingt zum kupferfarbenen Gestell passen.
Weitere versteckte Taschen, beispielsweise ein Reißverschlusstäschchen am Sitz oder ähnliches, gibt es nicht.

Wirklich beeindruckend ist das Packmaß: Der Papilio lässt sich mit wenigen Handgriffen auf ein nur 22 cm (!) hohes Päckchen zusammenlegen, ohne dass man dafür extra die Räder abmontieren muss. Die werden stattdessen zack-zack unten drunter eingeklappt und das Gestell in Sekunden in sich zusammengefaltet. Kein Witz: Das kann sogar die Oma!
(Liebe mitlesende Oma, siehst Du, wie stolz wir auf Dich sind?)

Könnte fast schon als Alleinstellungsmerkmal durchgehen: Der Papilio passt mit diesen sexy Maßen in die kleinsten Kofferräume und lässt dabei trotzdem noch Platz für weiteres Gepäck.

Etwas enttäuscht hat mich der höhenverstellbare Schiebegriff:
Ich bin über 1,70 m groß und habe auch auf der höchsten Stufe das Gefühl, dass es eigentlich nicht so recht reicht. Auf der Herstellerseite las ich was von „XXL-Lenker“ und „105 cm“. Keine Ahnung, aber für mich – und erst recht für den Opa – dürfte der Bügel gern noch ein ganzes Stück höher sein. Für die Oma jedoch, die um die zehn Zentimeter kleiner ist und damit in etwa für die Durchschnittsgröße mitteleuropäischer Frauen steht, ist diese (höchste) Einstellung ideal.

Das optional erhältliche Zubehör zum SEED/Britax Römer Papilio ist üppig: Wickeltasche, Spielbügel (ja, auch der muss separat erworben werden), Moskitonetz und Regenschutz, besagte Einkaufstasche und ein Fußsack für Kinder bis neun Monate. (Auf den Bildern seht Ihr allerdings einen von Molo.) Außerdem Wechselfarbsets für das Dach, Adapter für gängige Babyschalen, Ersatzräder, Babynest, Reisetasche und manches mehr.

Drei Dinge fehlen mir doch: ein Becherhalter, der das Design des Wagens unterstreicht, eine Sonnenverdeck-Extension (oder notfalls eben ein Sonnenschirm) und eine farblich passende Decke oder aber – noch besser – einen dicken Winterfußsack für Kinder, die älter als 9 Monate sind. Klar, ist natürlich alles nicht lebensnotwendig. Sei aber der Vollständigkeit halber trotzdem dazu erwähnt.

Meine Rede, kurzer Sinn:
Der Papilio von SEED/Britax Römer ist ohne Babywanne und je nach Farbzusammenstellung z.B. in Silber-Schwarz/Schwarz offiziell ab etwa 749,00 Euro zu bekommen – für diesen Preis, in Hinblick auf die lange Nutzungsdauer und den möglichen Wiederverkaufswert tatsächlich ein faires Angebot.

Ob sich der Aufpreis von etwa 150,00 Euro für das Gestell im Farbtypus Kupfer lohnt, mag jede(r) selbst entscheiden. Die 50,00 Euro mehr für den Sitz mit Fußrast lohnen sich aber in jedem Falle.

Spielbügel (60,00 Euro), Einkaufsnetz (50,00 Euro) und Regenschutz (40,00 Euro) – meines Erachtens nach alles Basics – müssen bei Bedarf leider extra gekauft werden, was dem Endverbraucher vielleicht ein hilfloses Seufzen abringen und mit in die Kaufentscheidung einfließen könnte. (Andererseits: Wozu gibt es Babyshowerpartys?)

Der Papilio bietet den gesamten Komfort eines klassischen Kombikinderwagens, überzeugt mit einem großen Einkaufsnetz, einem belüfteten Dach und einem Design mit hohem Wiedererkennungswert, das ich so bislang auch kein zweites Mal gesehen habe.
Das wirklich sehr flache Klappmaß, das großzügige Dach, die intuitive Bedienung und das große Einkaufsnetz werden dem Anspruch von „Form follows function“ mehr als gerecht.

Das Gesamtgewicht ist für einen voll ausgestatteten Kinderwagen (etwa 11,5 Kilogramm) vergleichsweise gering. Das Teil ist kippsicher und bedeutend robuster als es auf den ersten Blick scheint. Die Räder sind groß, wartungsfrei und nahezu unkaputtbar. Leider machen Spaziergänge auf unebenem Terrain, im Wald oder auf wenig ausgebauten Straßen durch die mäßige Federung nicht wirklich Spaß. Glatte Marmorwege, Flughafenböden, Einkaufszentren, Straßen mit Babyteer oder geflieste Supermärkte lassen sich damit wesentlich besser bezwingen. Hier ist der Wagen nahezu lautlos und selbst mit einer Hand problemlos durch enge Regalreihen zu manövrieren.

Groß gewachsene Eltern ab etwa 1,70 m oder diejenigen, die sich vorrangig auf dem Land aufhalten und regelmäßig Feldwege nutzen, sind mit einem anderen Modell sicher besser beraten.

Entsprecht Ihr allerdings eher der Durchschnittsgröße, haltet Euch mit Eurem Nachwuchs überwiegend in der Stadt auf, nutzt die Öffies oder besitzt ein Auto mit relativ mickrigem Kofferraum und habt noch dazu einen Faible fürs Außergewöhnliche, dann solltet Ihr Euch den Papilio im nächsten Babyfachmarkt unbedingt mal genauer ansehen.

Ich hoffe, ich konnte Euch einen ehrlichen, nicht ganz so trockenen ersten Eindruck verschaffen. Falls ich was vergessen habe, Fragen dazu auftauchen, für coole Moves oder lustige Zitate: fühlt Euch frei, mir zu schreiben oder Euch hier selbst einzulesen. Auf der Website von SEED/Britax Römer könnt Ihr Euch abends auf der Couch auch mal Euren eigenen Papilio zusammenstellen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind wirklich vielfältig!

Und für alle, die gerade wirklich eine Italienische Bolognese haben nebenher köcheln lassen: Guten Appetit!

Herzlichen Dank für die unkomplizierte Zusammenarbeit, SEED/Britax Römer!