Mit einem Hochbett verhält es sich ziemlich genau so wie mit blau gefärbten Haaren: sowas gehört zweifelsohne einfach in jede Kindheit. Denn wann sollte ein besserer Zeitpunkt dafür sein als – jetzt?

Und da standen wir also. Bereit, Minnes Bett gegen eines in luftiger Höhe auszutauschen.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es anfing. Ich glaube, ich habe eines nachts davon geträumt. Und gleich am nächsten Morgen den Minnenmacher damit überfallen: „Der Minne braucht ein Hochbett. Unbedingt. Und ich weiß auch schon, wie es aussehen soll.“

Nur: ich bin handwerklich eher gehandicapt – und vom Minnenmacher will ich gar nicht erst anfangen.
Außerdem haben wir einige dicke, alte Holzbalken in unseren vier Wänden und die Decken sind wirklich hoch. Höher als Ikea-Hochbett-hoch.

So kam ohnehin nur infrage, ein passgenaues Bett nach eigenem Gusto für Minne anfertigen zu lassen. Und wie oft habe ich als Kind von einem eigenen Baumhaus geträumt? Ich wollte ein Fenster, ich wollte ein Dach. Und ich wollte unbedingt einen Blumenkasten. Eigentlich – vielleicht – erfüllte ich damit auch mir einen insgeheim gehegten Kindheitstraum. Ich hatte nämlich kein Hochbett – nur blaue Haare.

Nach einiger Recherche im unmittelbaren Freundes- und Bekanntenkreis hatten wir einen begabten Schreiner an der Angel, der Feuer und Flamme war für meine Gedankenfürze. Und kaum war Minne mit den Großeltern in den jährlichen Sommerurlaub aufgebrochen, stand er auch schon mit Brettern und Farbe bewaffnet vor der Tür und es ging los.

Eingeplant hatten wir mit Planen, Ausmessen, Statik prüfen, Bauen, Streichen, Einrichten und Dekorieren ungefähr zwei Wochen. Gedauert hat es zwei Tage.

Die Leitersprossen haben wir insgesamt drei Mal ausgetauscht; mal war die Auftrittsfläche zu schmal, mal die Kanten zu spitz. Meine größte Sorge galt natürlich der Frage, wie Minne dort nachts sicher hinunter kommen sollte, ohne aus über zweieinhalb Metern Höhe auf das harte Parkett aufzuschlagen.

Deswegen haben wir in den ersten Nächten einen dicken Sitzsack und einige Decken um die Leiter herum drapiert und ich habe ihm eingeschärft, „immer mit dem Popo zuerst“ abzusteigen und sich mit beiden Händen festzuhalten.

Minne ist bis heute tatsächlich noch kein einziges Mal hinuntergefallen und wann immer wir Freunde zu Besuch haben, will jeder einmal hochklettern und einen Blick reinwerfen. Die oberallermeisten lassen es sich auch nicht nehmen, auf einen Kaffee reinzukommen und sich auch von Innen noch mal umzusehen.

Und Kinder fragen natürlich grundsätzlich, ob man bei uns auch übernachten darf.

 

 

Das Baumhausbett hat eine Durchgangshöhe von etwa 2,80 Meter; die Liegefläche beläuft sich auf 100 x 200 cm, außerdem bietet es im Innern Platz für einen kleinen Nachttisch, einen Kissenberg zum Reinkuscheln, ein kleines Bücherregal, sowie ein Regal unmittelbar im Dach für Kuscheltiere, Bilder und anderem Kleinkram, den man abends ab und an mal braucht.

Die Front des Hauses ist geteilt abnehmbar, sollte ich irgendwann mal in die Verlegenheit kommen, die Matratze austauschen zu wollen. Das Beziehen der Bettwäsche – eine oft gestellte Frage – ist nicht lästiger als bei jedem anderen Bett, denn Minne kann darin auch mit fünf Jahren noch nahezu aufrecht stehen und als Erwachsener kann man darin bequem aufrecht sitzen.

 

 

 

Tatsächlich haben wir den Bau keine Sekunde lang bereut; das Bett ist ein absoluter Eyecatcher und lässt auch die drögsten Ikea-Möbel untendrunter irgendwie cool und gewinnend wirken. Außerdem haben wir einiges an Platz dazugewonnen und nicht zuletzt – gehört ein Hochbett zweifelsohne einfach in jede Kindheit.

Lauscht hier, wie es klang, als Minne sein Baumhausbett zum ersten Mal sah.

Das Bett haben wir von einem befreundeten Schreiner nach Maß anfertigen lassen.