Ein Montag im Juli, 6.00 Uhr in der Früh.

Die Jungs sind ausnahmsweise schon vor dem Weckerklingeln wach – denn es geht in die Bretagne, und die Aufregung steht beiden ins vom strubbeligen Haaren umrahmte Morgengesicht geschrieben.

Schlag 7 krümeln sie mit ihren gepackten Reisebroten bereits voller Tatendrang die Rückbank voll; der Tee aus der Thermoskanne wird aber selbst bis Paris noch viel zu heiß sein, um ihn zu trinken. Dort nämlich werden wir einen ausgedehnten Zwischenstopp einlegen, und diese Unterbrechung lässt die lange Fahrt von über 1000 Kilometern von uns zu Hause bis ins angenehm frühlingshafte Frankreich für uns als Eltern doch deutlich erträglicher erscheinen.

„Mama, sind wir jetzt bei der Bretanja?“, fragt Mauser, noch ehe wir überhaupt um die Ecke gebogen sind. Wir lachen und beschließen, ihn nicht zu korrigieren. Dieser Satz wird im Verlaufe der nächsten zwei Wochen noch diverse Male fallen, und in der Rückschau ist es nicht zuletzt genau das, was in mir ein wohliges Gefühl und herzliche Erinnerungen an unseren Sommerurlaub 2020 auslöst.

 

Bonjour la France!

 

Tag 1. Bonjour la France!

Als wir am Dienstagnachmittag in Vannes ankommen, ist es deutlich wärmer als angenommen – und in unserer Appartementwohnung fühlen wir uns viel schneller wohl als gedacht:
Zwei Schlafzimmer, ein Wohn-, Koch- und Essbereich, die Toilette separiert vom Bad und eine äußerst großzügige Dachterrasse mit Blick auf den Haussee werden uns für die nächsten Tage eine heimelige Übernachtungsmöglichkeit (und für mich in den späteren Abendstunden auch: abwechslungsreiche Joggingstrecke in Sichtweite) bieten.

Wir beschließen, uns nur auf einen kleinen Spaziergang zu beschränken, decken uns dabei auf dem Markt mit allerlei Köstlichem ein und genießen das Abendessen fernab vom Trubel unter der sich senkenden Sonne. Die Jungs pennen an diesem Abend erst gegen 23 Uhr; beim nächsten Mal verzichte ich besser darauf, ihnen von der anstehenden Kajaktour durch den Golf von Morbihan zu erzählen. 😀

Könnte man für ein klassisches Touri-Foto halten. Könnte man aber auch für zwei Brüder halten, die sich einfach nur fett über ihre tollen Sommerferien freuen.

Meine allabendliche Joggingrunde von der Terrasse aus betrachtet. (Vermisse beides jetzt schon hart.)

 

 

Tag 2, 9:00 Uhr. Kajaktour olé!

Ich stelle fest: Der Golf von Morbihan ist sehr romantisch.
Von Vannes aus fährt man circa eine halbe Stunde bis zum „kleinen Meer“ (aus dem Bretonischen „mor bihan“, wenn ich das hier mal so selbstgegoogelt klugscheißen darf), und als wir ankommen, stehen die beiden Doppelkajaks schon bereit. Ehrlich gesagt hatte ich mir das Paddeln ein bisschen leichter vorgestellt; Minne und mein Mann sind up, up and away, in der Ferne höre ich sie jauchzen und ihre Späße machen, aber Mauser und ich lassen uns alsbald treiben. Die Sonne strahlt uns in die Gesichter, das Wasser ist klar und azurblau, die Luft rein wie frisch gefallener Schnee und dutzende kleine Inseln säumen unseren Weg. „Mama, es ist so schön bei der Bretanja!“, strahlt Mauser, als wir auf eine von ihnen zusteuern und eine Rast machen. Lauter kleine Vögelchen und anderes Getier – aber keine Menschen weit und breit. Mauser schmeißt Steine ins Wasser, Minne klettert auf die Bäume und ich erahne, dass wir mit diesem Urlaub die richtige Wahl getroffen haben. Ja, doch, es ist wirklich verdammt schön bei der Bretanja.

 

Manchmal wäre ich gerne mein eigenes Kind.

Oder mein eigener Mann.

Oder, sagen wir, dieser perfekte Kletterbaum hier.

Habich entschieden: Ich wär‘ gern der Baum.

Auf der Halbinsel Rhuys, die circa 45 Minuten Fahrtzeit von unserem Vormittagsprogramm entfernt liegt, gibt es eine kleine, vegane Crêperie. Tatsächlich hätte ich den gesamten Tag dort verbringen können, denn auch hier wirken die wild zusammengewürfelten Stühle und Holztische und die kleinen Lichterketten und Lampen, die in den Orangen- und Zitronenbäumen hängen – und vor allem auch all die offenen und hilfsbereiten Menschen, die in diesem verwunschenen Garten ein und ausgehen. Mauser fiel auf die Nase und umgehend bildete sich eine kleine Menschentraube mit Pflastern und Taschentüchern um ihn herum – wunderbar entschleunigend.

Alles vegan, alles ratzeputze leer. MOAH! Wirklich so gut, wie es aussieht.

Wir baden in Arzon am Port Navalo (der nördlichen Landspitze von Rhuys), machen auf dem Weg zurück in unsere Sommerresidenz (das kann man in diesem Falle wohl mit Fug und Recht behaupten) noch einen kleinen Abstecher zum Schloss Suscinio (ebenfalls eine Sommerresidenz, allerdings die der bretonischen Herzöge) und sind rechtzeitig zum Abendessen wieder zurück in Vannes.

Die Jungs sind fix und alle und vollgepackt mit allerlei Eindrücken, die es erst mal zu verarbeiten gilt. Schön, dass Dachterrasse und Kinderschlafzimmer so nah beieinander liegen; dieser Abend gehört den Eltern.

 

Tag 3. Ab auf die Insel!

Ich weiß jetzt schon, wie ich in einem Jahr auf diesen Artikel zurückblicken und mich zurückwünschen werde. Denn an diesem Tag fahren wir von unserer Ferienwohnung zum Hafen Port-Blanc in Baden und von dort aus mit der Fähre weiter zur Insel „Ile aux Moines“, die wiederum eine von 42 (kleinen) Inseln im Golf von Morbihan ist.

Ile aux Moines muss straight einem Märchenbuch entspringen. Und dass dort wirklich Menschen wohnen, ist schon ein bisschen erstaunlich. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass es sogar einen Fahrradverleih gibt – und so be-rad-schlagen (höhö) wir uns kurz und erkunden auf unseren Zweirädern mit Schwung die Insel: Bergauf und bergab, vorbei an Mimosen, Kamelien, Palmen und Kiefernwäldern, vorbei an liebevoll rausgeputzten Häuschen, an strahlenden Einheimischen und lachenden Fremden – und irgendwann natürlich auch hin zu wunderschönen Fleckchen Sandstrand.

Die schmalen Wander- und Radwege könnten so auch in irgendeinem Liebesfilm aus den 2000er auftauchen, wenn Ihr mich fragt. Wo ist Cameron Diaz, wenn man sie mal braucht?

Insgesamt vier unaufgeregte Radwege gibt es dort, und wenn man zur Landspitze „Pointe du Nioul“ runterfährt, wird man mit einem traumhaften Blick auf die Insel Rhuys belohnt.

Na gut, vielleicht nicht Cameron Diaz. Aber eine klassische Touri-Mutter mit einem klassischen Touri-Sohn. Sehr glücklich! (Glücklichkeit von vorne besser zu erkennen.)

Wir essen vegane Falafel im „Sara Kita“, schlendern durch enge Gässchen und fallen abends kaputt und sehr glücklich ins Bett.

 

Tag 4. Voll Turn drauf, ey.

Der beste Tag für einen Segeltörn in Carnac und die Entdeckung der Hinkelsteine ist ein Freitag.
Aber theoretisch könnte es auch ein Montag sein oder ein Mittwoch. Eigentlich, na gut, ist der Tag völlig egal. Denn ein Segeltörn ist immer eine gute Idee. Davor allerdings sehen wir uns – weil wir ja auch ein bisschen echte Touristen sein wollten – das „Maison des Mégalithes“, das Haus der Megalithen an. Und spazieren viel länger durch das Hinkelsteinfeld, als wir eigentlich vorhatten. Schade, dass diese Steine zu groß sind, um sie in die Hosentasche zu stecken, findet Minne. Ich hingegen bin mit den Anblick dieser unzähligen Steine und der Frage, woher diese wohl kommen mögen und wer sie dort platziert hat, anderweitig beschäftigt.

Ich weiß nicht mehr, worüber er hier lacht. Aber ziemlich sicher hatte es etwas mit der Bretanja zu tun. <3

Zum Mittag gibt’s stilecht Crêpes (bei „La Portionmagique“), und von dort aus geht es weiter zum Wassersportzentrum in Carnac. Während der zweistündigen Segeltour auf einem Trimaran entlang der Südküste der Bretagne schläft Mauser zwar ein – aber Minne hat den vermutlich unbeschwertesten Nachmittag seit März.

Hab mich umgesehen: Niemand da, der in Neoprenanzügen süßer aussehen würde als diese beiden hier. Niemand!

 

Tag 5. Schnorcheln und Freuen.

Ich kann nur jedem, der länger als eine Woche unterwegs ist, raten, von Zeit zu Zeit die Unterkunft zu wechseln, denn man wird sonst schnell bequem. Und so schön unsere Ferienwohnung auch ist: Das, was jetzt kommt, toppt alles und ist ohne Übertreibung sicher eine der schönsten Unterkünfte, die die Bretagne zu bieten hat.

Am Samstag steht also ein großer Umzug ins Haus – wovon Minne allerdings nur die Hälfte mitbekommt, denn zuvor geht er auf Schnorchelkurs mit Yoann.
Jetzt muss man vielleicht vorwegschicken, dass Yoann ein attraktiver Mann um die 40 ist, der selbst zwei Töchter in Bohnens Alter hat und deswegen so ziemlich jeden familienfreundlichen Spot in der Umgebung kennt. Und: Er betreibt am Strand von Carnac eine kleine, unscheinbare Bude, in der man diverse Aktivitäten zu Wasser buchen kann. Und hätte man ahnen können, welche Lebensfreude sich hinter eben dieser kleinen Bude verbirgt – nicht zuletzt wegen dieses unwahrscheinlichen Charismaten – wir hätten sicher den gesamten Urlaub dort verbracht. (Yoann würde zudem mit ziemlicher Sicherheit einen verdammt erfolgreichen Instagram-Account führen können, aber seine Prioritäten liegen eben anderswo.)

Minne und mein Mann gehen also auf morgendliche Waterglide-Tour, während Mauser und ich den feinen Sand durch unsere Finger rieseln lassen und einen unwahrscheinlich friedlichen Morgen genießen.

Für alle, die sich fragen, wie eine Waterglide-Tour wohl aussehen mag: So hier mag sie wohl aussehen.

Gegen Mittag richtet uns das Restaurant „L’Annexe“ ein veganes Menü zum Mitnehmen, denn wir wollen schnell weiter zur Halbinsel Quiberon, wo sich die Jungs auf einem wunderschönen, ewigen Sandstrand die Seele aus der Brust rennen.

Man sagt, das beste Eis der Bretagne gäbe es in Concarneau, direkt am Eingang zur Ville-Close (der Altstadt, die wie eine Halbinsel im Atlantik liegt). Diese Zwischenstation fällt leider wegen Regenguss aus, wird aber – so haben wir’s den Jungs versprochen – beim nächsten Mal nachgeholt. Den Nachmittag verbringen wir müde und happy in unserer Ferienwohnung, die Jungs lesen und spielen, mein Mann und ich quatschen und lachen.

Oben der Himmel, unten meine Welt.

Hier nicht abgebildet: Die andere Seite mit eindrucksvollen Steilklippen.

 

Immer noch Tag 5. Das NOVASOL-Ferienhaus in Pont L’Abbé

Ja, doch, dafür brauche ich tatsächlich eine separate Überschrift, und wenn man es ganz genau nimmt, so müsste ich diesem Haus auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde sogar einen eigenen Blögbeitrag widmen.

Tja, und ich wünschte, ich fände die richtigen Worte, um dieses Ferienhaus zu beschreiben. Aber das ist gar nicht so leicht.

Es gibt Leute, die bauen in ihrem Leben sowas hier. An genau dem richtigen Flecken Erde. Und es gibt Leute wie uns, die dann genau hier Urlaub machen. Ich finde, beides ist irgendwie beneidenswert.

(Eine Tasse Tee später.)

Das Ferienhaus in Pont L’Abbé liegt – auf den ersten Blick wenig romantisch – hinter einem großen elektrisch gesicherten Tor am Ende einer Straße. Ihr ahnt: Dort hinten gibt es nichts mehr. Also, gar nichts. Außer dem Vermieter Mr. Thomas, ein sehr herzlicher, durch und durch unaufgeregter, friedlicher Vermieter, der von Zeit zu Zeit auf dem gleichen Grundstück in einem winzig-kleinen Häuschen nebenan wohnt. (Was gut ist, denn wenn man mal was ist – Ihr wisst es selbst.)

Kommt man irgendwie durch das gesicherte Tor durch, so fährt man einen etwa 400 Meter langen Weg entlang, bis man glaubt, JETZT sei man wirklich verloren.

Und – da steht es. Weiß, groß, hell, neu und wunderschön. Aber das Allerbeste: Man ist dort wirklich allein.

Doch, ja, in etwa so stelle ich mir den Himmel vor.

Unser Gärtchen. Also, etwa ein Achtel davon. OH, TAKE ME BACK!

Denn drum herum befindet sich ebenfalls – nichts. Nichts, außer einer großen, privaten und sehr gepflegten Wiese, einem eigenen Zugang zum Meer, Bäume, Sträucher und gren-zen-lo-se Ruhe.

Noch mal Gärtchen. Hier etwa ein Drittel davon.

Wenn man glaubt, die Welt zumindest zeitweise ausschalten zu müssen, dann tut man das am besten hier. Weit weg von allem Stress, von allen Problemen, von allen alltäglichen Trivialitäten. Sonnenschein kitzelt Deine Nase beim Aufwachen, das Meer begrüßt Dich bei deiner ersten Tasse Tee am Morgen und selbst am Abend in der Dunkelheit fühle ich mich dort sicher genug, um alleine 10 Kilometer auf dem Gelände zu joggen.

Das Haus ist für bis zu 6 Erwachsene plus – so würde ich schätzen – zwei bis drei Kinder geeignet, Haustiere (die wir nicht haben) sind ebenfalls willkommen, denn wen sollten sie auch schon stören?

Mehr Infos zum Haus

 

Blick vom Wohnzimmer in Richtung Küche. Draußen vor der Tür wartet das eigene Stückchen Atlantik.

Schlafzimmer Nummer 1 von 3. Wenn man’s ganz genau nimmt, sollte man in seinem Leben immer hier einschlafen und wieder aufwachen.

Links, aber hier nicht zu sehen, befindet sich das kleine Häuschen des einzigen Nachbarn weit und breit. Reingucken kann und wird Dir trotzdem niemand.

Mehr Infos zum Haus

 

Tag 6. Oh, wie schön ist unser Haus!

Wir machen nichts. Wir schlafen aus, trinken Tee, essen Kuchen, die Jungs rennen in Badehose durch Watt und Garten, lesen Comics, hören Hörspiele, spielen fangen und genießen, dass sie jung sind und noch leben.


Tag 7. Minne macht die Welle.

Wenn man sich vom Ferienhaus in Pont L’Abbé aus für circa dreißig Minuten ins Auto setzt, dann landet man mit etwas Glück bei der Surfschule 29HOOD an der Landspitze „Pointe de la Torche“ in der Gemeinde Penmarc’h. Dort zumindest landen wir an jenem Montagmorgen. Wir haben tonnenweise Sonnencreme, Badesachen und Handtücher mitgenommen, und Minne und mein Mann stellen sich zusammen mit ihrem Surflehrer Thomas schwungvoll aufs Board – und Minne reitet tatsächlich die erste Welle seines Lebens in traumhafter Umgebung.
Schöner kann man gar nicht Blut lecken, wenn Ihr mich fragt.

Mauser und ich verbringen den Tag derweil in Sichtweite, bauen aus dem feinen, weißen Sand kleine Kunstwerke, essen Müsliriegel, trinken Softgetränke ohne Eis und finden Leben schon echt ganz schön gut.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Sardinenstadt Douarenez und fahren dann heim ins Traumhaus – für After-Saltwater-Wanne und Abendessen.

Die ersten zwanzig Wellen hat er vergeigt. Aber dann kam eine, die genau zu ihm passte – und die nahm er mit. Verryhappyboy.

 

Tag 7. Karibik who dis?

Inspiriert vom wunderschönen weißen Sandstrand gestern, beschließen wir, heute eine Überfahrt zu den Glénan-Inseln zu buchen. Die Hauptinsel Saint-Nicolas lässt sich in 15 Minuten einmal zu Fuß umrunden – und es soll dort ähnlich schön sein wie auf den Malediven; eine karibische Landschaft mit nicht mehr als 2 Restaurants.

Wir parken unser Auto also am Hafen von Bénodet und setzen eine Stunde lang mit der Fähre über. Ich bin froh um ein kleines Wimmelbuch und zwei Matchboxautos, die ich noch in meiner Handtasche finde.

Aber weiß Gott: Wir werden nicht enttäuscht. Azurblaues Wasser, feinster Sand zwischen den Zehen und ein strahlend blauer Himmel erwarten uns dort. Wir buchen eine kleine, kommentierte Rundfahrt durch den Archipel und verbringen den Rest des Tages damit, ins Wasser zu springen, Sandburgen zu bauen und die Seele baumeln zu lassen. Eine große Portion Pommes für jeden macht diesen Tag perfekt.

Na, wo sind wir? Richtig: Noch immer in Frankreich.

 

Heute ein König. (Und gestern auch. Und morgen schon wieder.)

Eines Tages wird Mauser auf dieses Bild zurückblicken und hoffentlich wird er noch immer sagen, ach, wie schön war es bei der Bretanja.

Die großen Jungs machen am Abend noch einen kurzen Abstecher zum Leuchtturm von Eckmühl in Penmarc’h, um den Sonnenuntergang zu genießen. Nicht totzukriegen, die beiden.

 

Tag 8. Hilfe, wir crêpieren!

Ein Besuch in Frankreich ohne Crêpes ist wie, sagen wir, Aronal ohne Elmex, wie Bonnie ohne Clyde, wie Vanilleeis ohne heiße Kirschen.
Und wenn man schon mal in Frankreich ist und sich die Gelegenheit bietet, sollte man unbedingt einen Crêpe-Kurs in einer der unzähligen Crêperien buchen.

Im Crepe-Atelier Véro findet man eine kleine Dame (mit Namen Véro, Überraschung!) mit fröhlichen Augen (und sogar minimalen Deutschkenntnissen), die eben diese Crêpe-Kurse sogar in der veganen Variante anbietet. (Ein Umstand, der so weit verbreitet in Frankreich noch nicht ist.)
Und so verwundert es nicht, dass wir vier an diesem Mittwochvormittag bereits in Schürzen vor dem Eingang lauern und auf Einlass warten.

Crêpes sind tatsächlich eine Wissenschaft für sich, aber mein Mann lernt schnell, Minne kleckert viel, ich esse gerne und Mauser freut sich am Ende noch über ein echtes Teilnahme-Zertifikat.

Chef bei der Arbeit.

Glück is‘ leicht. (Er allerdings nicht so.)

Pappsatt fahren wir zum Baden an den Strand von Beg-Mail, einen Ortsteil von Bénodet. Wir schwimmen und baggern an einer versteckten Sandbucht und fahren erst am späten Nachmittag wieder zurück ins Häuschen.

 

Tag 9. Die Delfine sind los! (Und die Robben auch.)

Wir sind schon früh wach, denn wir planen, an die Nordwestküste Frankreichs zu fahren – und weil alle Ausflüge aufs Meer nicht zuletzt auch von den Gezeiten abhängig sind, sitzen wir Schlag 8 mit einer halbvollen Müslischüssel im Auto und sausen im Eiltempo knappe 2 Stunden nach Le Conquet.

Und dann geht es mit dem Zodiac auch schon Richtung Meeres-Naturpark Iroise, vorbei an den Klippen der Landspitze Saint-Mathieu, vorbei an einem riesigen alten Leuchtturm und der alten Aber und wenige Minuten später auch vorbei an Delfinen und Kegelrobben, die ein wunderschönes Naturschauspiel zum Besten geben. Ich ertappe mich dabei, wie selbst ich (die da eigentlich nur schwer zu beeindrucken ist) immer wieder in ungläubige (aber lautstärketechnisch natürlich der Umgebung angepasste) Begeisterungsstürme verfalle, so nah kommen die Tiere zu uns.

Also, wenn ich mir irgendeinen Punkt bei einem zweiten Aufenthalt in der Bretagne noch mal auf die Liste setzen dürfte, dann ohne Frage diesen.

Ich gebe zu: Es wäre ein VERDAMMT cooler Lostplace für meinen Mann. Bin dennoch froh, dass wir dort nicht ausgestiegen sind.

Sieht aus wie gephotoshopped, ist aber noch immer Frankreich. In live noch so viel beeindruckender!

Eines Tages werde ich unter die Künstler gehen und dieses Bild nachmalen und ich werde es „Die Wege des Herrn sind unergründlich“ nennen.

Viel Blau, viel frische Luft, viel müdes Kind am Abend.

Zeit für die wichtigen Dinge im Leben.

 

(Solltet Ihr sowas auch mal in Betracht ziehen, habt aber ein kleines Kind dabei, macht diesen Exkurs lieber hier in Le Conquet; im Süden ist der Atlantik deutlich wilder und Mausinksi hätte andernfalls nicht mitkommen können.)

 

Tag 10. Ausklingen und Abschiednehmen.

Von unserem wunderschönen Ferienhäuschen in Pont L’Abbé fahren wir ein letztes Mal mit Strubbelfrisur und Frühstück auf dem Schoß los:
Mein Mann wünschte sich zum Abschluss eine Radtour am Watt der Landspitze Mousterlin.
Also packen wir uns ein Picknick ein, fahren nach Fouesnant zum Campingplatz Sunêlia L’Atlantique, leihen uns E-Bikes aus und genießen bei entsetzlich gutem Wetter einen wehmütigen, letzten Tag im Naturschutzgebiet. Vorbei am Meer, vorbei an Landspitzen, schneeweißen Stränden und Salzwiesen.

Auf Dich, Bretanja! Du bist wundervoll!

Cameron? Cameron, bist Du da irgendwo?

Wie Minne die Bretagne erkundet. casual.

„Mama?“, fragt Mauser, als wir am Abend unserer Koffer packen.
„Ja?“, frage ich zurück.

„Besuchen wir bald wieder mal die Bretanja? Weil es ist wirklich schön bei der Bretanja, weißt Du?!“

Und – er hatte von Anfang an recht.

 

Vielen Dank an die Veranstalter, Hotels, Ferienhausvermittler und Fremdenverkehrsämter, die diese Reise teilweise unterstützt haben. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf den Inhalt der Texte.

 

 

Der links wollte rennen, der rechts musste Pipi – aber alle haben ausnahmsweise mal das gemacht, was Mama wollte. Nämlich, sich diesen wunderschönen Sonnenuntergang anzusehen.

Die schönsten Urlaube wirken am längsten nach. Das hier war ganz sicher einer davon.