Als wir heute Nachmittag im Urlaub am Kamin sitzen und unseren Kuchen essen, da fällt mein Blick auf einen alten Mann mit Gehhilfe, der nur wenige Meter von uns entfernt langsam in einem schweren, grün karierten Ohrensessel platz nimmt.
Schon vor einigen Tagen war er mir hier aufgefallen – und anfangs beobachtete ich ihn ehrlicherweise mit Misstrauen, weil er nämlich weder eine Zeitung las, noch eine Frau an seiner Seite hatte.
Oder ein Enkelkind meinetwegen. Und es passierte auch sonst nichts, das ihn in diese aufgeweckte, schnelllebige Atmosphäre passen lassen wollte.
Der Minnenmacher und ich sitzen heute ziemlich lange dort am Kamin.
Minne macht mit dem Happyclub eine Fackelwanderung und das Böhnchen pennt selig neben uns im Wagen.
Also haben wir genügend Zeit zum Lesen, zum Quatschen und zum Rumtippen auf den iPhones.
Und genau mit dieser Selbstverständlichkeit tun das auch alle Erwachsenen um uns herum.
Alle sind geschäftig, auch einige Kinder, die die teuren Tablets ihrer Eltern sicher auf dem Schoß zu balancieren wissen.
Alle machen das so. Alle – bis auf den alten Mann.
Hin und wieder schaue ich zu ihm rüber und einmal lächle ich ihn sogar an. Vielleicht ist er einsam?
Aber er scheint nicht interessiert zu sein an Blickkontakt.
Er will auch nicht smalltalken. Er sitzt einfach dort und – er sieht nicht so aus, als würde er auf etwas warten.
Er wirkt auch nicht gelangweilt, und ganz sicher ist er auch nicht debil.
Er sitzt einfach da und ist mit sich selbst allein.
Über zwei Stunden lang.
Und als wir gehen habe ich das Gefühl, dass er – in dem ganzen Gewusel, in dem sich jeder irgendwie ablenkt – am Ende vielleicht der Zufriendenste von allen ist.