Morgen Nachmittag bin ich bei meiner liebsten Freundin Belli (das ist die Mama von Minnes bestem Freund Paul) eingeladen. Und wisst Ihr, was ich festgestellt habe?
Erstens:
Frauen mit mindestens 2 Kindern müssen sich zu wirklich allem fest verabreden, sogar zum Telefonieren. Denn ihre Terminkalender sind meistens so rammelvoll, dass keine Zeit bleibt für Spontaneität.
Und zweitens:
am dicksten befreundet bin ich mit den Frauen, die weder einen Instagram-, noch einen Facebookaccount, noch einen (ich weiß, es heißt „ein“, aber das sieht komisch aus) eigenen Blog haben.
Belli beispielsweise hat noch nicht mal eine Ahnung davon, dass es Instagram überhaupt gibt. Und das ist toll, weil es folglich auch überhaupt kein Gesprächsthema zwischen uns darstellt.
Sie interessiert es nicht, welche Accounts Follower gekauft haben, weil sie nicht weiß was Follower sind, geschweige denn, was man mit ihnen anstellen könnte.
Sie interessiert sich nicht fürs Reposten oder fürs Markieren oder für Follow-4-Follow oder Like-4-Like.
Sie interessiert sich nicht dafür, wie die digitale Parallelwelt wohl ihre Kinder beurteilen wird, weil die digitale Parallelwelt ja noch nicht mal weiß, dass sie überhaupt Kinder hat.
Sie kennt weder Shitstorms noch Shitstörmchen und sie definiert sich auch nicht über eine Zahl, die unter oder neben einem Bild auftaucht, weil sie auf diese Idee einfach nicht käme.
Und ich hatte schon einige Male überlegt, ob ich sie mitnehmen soll in diese Welt, ihr das alles erklären soll, ihr das alles zeigen soll. Was ich so mache den halben Tag, wie die Bohne ohne Gesicht aussieht, was ich schreibe. Was die anderen schreiben.
Aber jedes Mal habe ich mir auf die Zunge gebissen und gedacht: Nein. Es ist so schön, einfach hier zu sitzen und Tee zu trinken und nicht jede Situation auf ihr Likepotential abklopfen zu müssen, Du kannst ihr das nicht vermiesen, Du würdest das alles vergiften.
Und wenn ich sie besuche – ohne, dass das anmaßend klingen soll – dann ist das immer wieder wie ein Ausflug in eine andere Welt für mich, hin zu jemandem, der samstags noch in den Baumarkt fährt, um aus einer Auswahl von Fünfen einen überteuerten No-Name-Lampenschirm für die Küche rauszusuchen. Dem das ausreicht. Der sich nicht geneppt fühlt dabei, sondern zufrieden ist damit.
Der nicht weiß, dass der Kinderzimmertrend, der diesen Sommer an den neu gestrichenen Wänden stolzen Einzug halten wird, eigentlich schon wieder zwei Jahre alt ist. Weil Moustaches und Eulen schon längst wieder out sind und wer findig ist, der weiß, dass es auch Blitze und Wolken nicht mehr lange machen werden.
Belli ist jemand, der tiefer eintauchen kann als nur bis zu den Infobröckchen der SpiegelOnline-Pushs auf dem iPhone und keine Timelapse-Movies braucht von Tasty oder Nifty. Und keine funky DIYs.
Und sie fragt nach: wie geht’s Dir denn wirklich? Erzähl doch mal. Willst Du noch ’n Tee?
Versteht mich nicht falsch: sie lebt nicht hinter’m Mond, ganz und gar nicht. Sie hat einen angesehenen Beruf, einen Mann in ihrem Leben und ihre Kinder besuchen eine Privatschule. Und das alles reicht aus, das erfüllt sie. Sie ist zufrieden mit dem, was sie hat. Und wer zufrieden ist, der ist auch gnädig. Und wer gnädig ist und nicht zerfressen von Neid oder Missgunst, der kann eine verdammt gute, wirklich loyale Freundin sein.
Bellis modernstes Kommunikationsmittel ist die Email. Und über genau diesen Kanal haben wir uns schon vor drei Wochen zum morgigen Kaffeetrinken verabredet. Sie will mir nämlich ihr neues Kleid zeigen, das sie in einem Laden bei sich um die Ecke gefunden hat. Ich bin von Herzen gespannt.
Und auf dem Heimweg werde ich gucken, ob ich bei Amazon nicht auch noch die passenden Schuhe dazu finden kann. Für ihren Geburtstag vielleicht.
Aber das werde ich ihr natürlich auch nicht verraten.