Oh, what a day!
Haltet Euch fest, das hier wird vielleicht ein bisschen langweilig, aber: wir waren heute wieder gute zwei Stunden spazieren. Immer am Berg entlang. Bei strahlend blauem Himmel, eiskalter, glasklarer Luft und keinem anderen Geräusch als dem Knistern der Kieselsteine unter unseren Füßen. Und soll ich Euch was sagen? Ich werde hier noch zum ganz großen Wanderfan.
Alle Alltagsgedanken – auch die schlechten – klemmen jetzt nämlich irgendwo in den Felsspalten fest
und je länger wir gelaufen sind und je atemberaubender das Panorama wurde, desto kleiner und unbedeutender wurden die Sorgen, die mich so umgetrieben haben. Wurden die Menschen, die ich für diese Sorgen verantwortlich gemacht habe. Und irgendwann kam uns eine gut gelaunte Reiterin entgegen, die mit ihrem Schimmel im Galopp fast durch die Schneekanonen ritt und Himmel! war das scheißeidyllisch. Und dann war da dieses sportliche Ehepaar in neonfarbenen Thermojacken, das kurz stehen blieb, weil wir es nach dem Weg gefragt hatten und die Dame hatte so ein aufrichtiges, tiefes Strahlen in den Augen als sie das >>Butzerl<< in meiner Trage sah und sie schwärmte entzückt und in den höchsten Tönen und machte mich ganz stolz damit.
Und es tat so gut, das Handy Handy sein zu lassen und die Luft der echten Welt da draußen zu schnuppern und zu sehen, wie glücklich sie einen machen kann. Wie glücklich einen echte Begegnungen machen können. Mit Menschen, die nicht von Neid oder Missgunst angefeuert werden, sondern von sowas wie eigener Größe. Und Güte.
Wenn Ihr also irgendwie könnt – auch, wenn es Überwindung kostet – dann lauft doch morgen mal ein Stündchen spazieren.
Lasst das Handy in der Tasche, telefoniert nicht, schreibt nicht, lest nicht. Und wenn, dann nur was Euch glücklich macht. Lauft, nehmt Eure Umwelt wahr – die Bäume, den Boden unter den Füßen, den Wind in Eurem Gesicht – und lasst Eure Gedanken vorüberziehen.
Auch, wenn Ihr Euch davor nicht unbedingt schlecht gefühlt habt: ich gebe Euch Brief und Siegel, dass Ihr Euch danach besser fühlen werdet.
